ASTRID ZWICK

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Typischer Fall von "schade"...

Dieser kleine Artikel ist ein sogenannter “rant”, ein Blogeintrag, in dem ich mich einen Punkt meines Themas anspreche, den ich als kritisch empfinde, der mir Mühe bereitet.

Das Bild der Keramik in der breiten Öffentlichkeit

Ohne mich beschweren zu wollen, konstatiere ich ein Unwissen, das Besorgniserregend ist. Dabei geht es darum, wie unsere Arbeit bewertet wird. Wie Menschen sich über die Produkte unterhalten, welche Ausdrücke sie benützen, wenn sie mit einem Kunsthandwerker über seiner Hände Werk reden.

Direkt angesprochen höre ich immer die selben Sätze :”Sie haben aber ein schönes Hobby”, “Das ist viel zu teuer”, “Ich kann das nicht brauchen, meine Grossmutter hat mir gerade ein ganzes Haus voll Geschirr hinterlassen”.

Wenn ich selbst meinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden kann, dann strenge ich mich noch fester an. Habe ich ein konkretes Ziel vor Augen, versuche ich die verschiedensten Strategien, um es zu erreichen. Dabei fokussiere ich mich darauf, konkrete Informationen zu sammeln. Daneben ist das Netzwerken ein bewährter Weg für mich. Dann kommt die Phase der Analyse, in der ich abwäge, behalte oder eben verwerfe. Es fällt mir nicht schwer, mich in einem Bubble-Diagramm zurechtzufinden. Entscheidungen treffe ich und handle danach. Und das Wichtigste: ich versuche so ehrlich ich kann, hinter meinen eigenen Entscheidungen zu stehen. Herausreden finde ich unsinnig. Genauso hilft das Schuldzuschieben ja niemanden. Für alles, was ich falsch gemacht habe, übernehme ich selbst Verantwortung. Also versuche ich herauszufinden, was meinen Kunden am besten gefällt.

Jeder kann einen positiven Beitrag leisten

In dieser Zeit, in der wir am Rande einer Klimakatastrohe stehen, versuche ich darauf aufmerksam zu machen, wie wir einen Beitrag leisten können, unser Verhalten zu ändern. Wir können unser Konsumverhalten überdenken. Es geht um die Anerkennung von Bodenschätzen und von Menschenarbeit.

Diese Darstellung ist immer noch aktuell. Lithographie von 1831 von Daumier. Ein Symbol für die unersättliche Gier von Menschen.

Es wird verschleiert von grossen Anbietern, wie Rohstoffe in anderen Weltteilen aus der Erde geschürft werden. Es wird nicht in Frage gestellt, unter welchen Bedingungen Menschen ausgebeutet werden, die in Porzellan-Fabriken unter buchstäblich atemberaubenden Bedingungen schuften. Anders geht es gar nicht, dass eine Tasse so wenig wie einen Euro oder einen Schweizer Franken kosten kann.

Einzig die Ausbeutung der Natur und der Menschen macht diesen Preis möglich, bei den immer gleich bleibenden Arbeitsabläufen. Ein Teller bei grossen Möbelanbietern wird genauso gemacht wie ein Teller auf einem Töpfermarkt. Berechnet man also den Preis der Rohstoffe, in denen auch die Lohnkosten der Arbeiter steckt, und die Arbeitszeit der Töpfer, die Kosten für die Werkstatt und die des elektrischen Strom, den der Brand erfordert, kommen wir auf einen minimalen Preis von 50 Euro für einen Teller. Und zwar einen einfachen, runden, einfarbig glasierten Speiseteller von sehr erfahrenen Töpfermeistern hergestellt.

So viel ist Keramik eben wirklich wert!

Handelt es sich um ein Unikat mit liebevoller Malerei und Schnitzerei, dann ist es eigentlich klar, dass so etwas (ohne die kostenlose Arbeit von Sklavenhänden) viel mehr kosten muss. Sogar mehr, als der bescheidene Töpfer dafür verlangt.

Absurderweise ist ausgerechnet die “Ikea-Foundation” , wo Geschirr für lächerliche Preise verschleudert wird, Sponsor des jährlichen Keramikmarktes in Morat/Murten. Zuerst die Preise kaputt machen, und dann als wohltätiger Helfer auftreten- wie in einem schlechten Film!