ASTRID ZWICK

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Jahresrückblick 2021

Was ist schon ein Jahr. Über eine Einheit unserer Zeitrechnung nachzudenken fühlt sich sentimental an. Bestimmt hat es auch mit dem Schnee zu tun, der sich wieder einmal auf den Jura gelegt hat. Da hat der Novemberwind den schmalen Wald vor dem Haus entkleidet. Im Gitter aus leeren Ästen freue ich mich an den Winterfarben. Es sind wohl die Kontraste, die freie Weitsicht, die Vögel im Licht, die so erlebbar werden, und auch das Zurückschauen erleichtern.

Jänner bis März

Im Jänner diesen Jahres war es ein Stillhalten. Das Atelier eisig, weil nicht geheizt. Eine Woche im Berner Oberland, den wir jeden Winter in der kleinen Ferienwohnung in der Lenk verbringen, hat so ein bisschen Schwung ins Leben gebracht. Meine Erinnerung ist geprägt von Stimmen aus dem Radio, die Infektionszahlen herunterrasseln, dazwischen Meldungen über die ungeheure Bedrohung durch Flüchtlinge aus dem Ausland.

Der Blog nimmt seinen Anfang

irgendwann im März bin ich beim Durchscrollen meines Instagram Accounts über eine Werbung für ein Gratisworkshop gestolpert, das einem das Schreiben von Blog beibringen sollte. Mit einem fröhlichen und grosser Skepsis habe ich mit gemacht. Die ganze Geschichte hat sich auf der Facebook Plattform abgespielt, bei der ich mich kurz ein- und dann wieder abgemeldet habe. Zuerst gratis und dann drei Monate lang bezahlt habe ich da eingeloggt, gut zugehört, und so schnell wie möglich in den Blog eingebaut, was ich neben der Arbeit im Atelier umsetzen konnte. Es war ehrlich gesagt eine riesige Bereicherung für mich. Endlich geschah etwas auf meiner Internetseite, an der ich schon jahrelang herumbastle. Dabei wurde auch schnell klar, dass dazu auch gute Fotos, Postings auf den Social Media und sogar kleine Filme nötig sind. Ohne diese Grundlageninformation durch das Sympatexterteam https://www.sympatexter.com/ hätte ich das nie geschafft- ein riesengrosses Dankeschön also!

Sehr viel denke ich an die jungen Leute, die vor Entscheidungen stehen, die gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit in den Vordergrund treten: Das Kaufen von Geschenken. Wie wir alle mit den Ressourcen umgehen, die in jedem der Konsumgüter stecken, das ist das Thema, das mich umtreibt. Wie wir unser Menschsein in positiver Weise einsetzen können, erfüllt leben und dabei andere und uns selber respektieren. Es stimmt, ich brauche viel Energie dafür, herauszufinden, wie ein glückliches Leben gelingen kann. Selbst die eigenen Bedürfnisse zu erkennen, erleichtert die Bildung des eigenen, sehr persönlichen Geschmacks. Und ist der erst einmal definiert, kann man daran gehen, sich mit Gegenständen zu umgeben, die man vielleicht sogar sein ganzes Leben lang behält. Keramik hält ewig. Es ist also toll, wenn jeder seine Keramik mit Sorgfalt und Liebe aussucht. , und mit Freude im Herzen behalten wird. Sicherlich kostet das dann mehr Geld, aber wie ein alter Spruch schon besagt

…teuer gekauft ist billig gekauft. Billig gekauft geht immer auf Kosten anderer oder der Umwelt ;)

Frühling und Sommer

An einem Samstag unter hohen Bäumen im Nieselregen habe ich an einem Open Air Markt in Neuchatel teilgenommen. Dabei habe ich Vasen zum Verkauf angeboten. Gekauft haben ein paar Leute eine kleine Schale oder einen Teebecher aus Steinzeug mit einer seidenmatten Nickel-Titan-Glasur. Es tat wirklich gut, wieder ein paar Kolleginnen zu treffen, und sich wieder einmal unter Menschen zu bewegen.

Anschliessend an dieses Erlebnis kam der Sommer. Unser See ging über die Ufer. Der Campingplatz, der zu unserer Gemeinde Cheseaux-Noröaz gehört, war unter Wasser. Der Strand, zu dem ich sonst immer fast jeden Tag schwimmen ging, war nicht mehr da. Es dauerte fast den ganzen Sommer, bis die Wassermassen wieder unter Kontrolle waren, und die Seeufer wieder so gut wie schlammfrei waren. So vieles war in Frage gestellt, wieder einmal dachte ich stundenlang über die Klimaerwärmung nach.

https://swissceramics.ch/fr/

Ein paar schöne Tage in Wien

Wie immer per Zug war ich auch diesen Sommer und Herbst einige Tage in Wien. Dabei habe ich mich mit meinen Freundinnen aus der Studienzeit getroffen und fröhlich drauflos geplaudert. Die Unbeschwertheit macht mich glücklich. Ausser den wirklich bereichernden neuen Bekanntschaften und dem regen Gedankenaustausch, versuche ich, Kultur zu tanken, wenn es möglich ist. Es sind die Museen, die mich in ihren Bann ziehen. Im Sommer durch das menschenleere Naturhistorische Museum zu gehen, im Summen der Kühlmaschinen, und die mundgeblasenen Glas-Quallen Modelle in den jahrhundertealten Vitrinen vor der Nase zu haben, das war schon ein ungeheures Erlebnis. Zum Glück hatte im November das Freud Museum wieder offen, das ich zum ersten Mal besuchen konnte mit meiner Tochter Viola die zwar Psychologie in Genf studiert, die aber von den Ansichten des Herrn Professor nicht sehr viel hält. Es gibt in diesem wirklich beeindruckenden Museum, das im Prinzip eine leere Wohnung neben einer leeren Ordination ist, in denen Fotos und Schaukästen sowas wie Leben in ihnen erzeugen, ein Exponat, das mich fasziniert hat. Ein Glaskasten mit lauter kleinen Keramikobjekten.

Sammlung Freudmuseum Wien

Diese Artefakte stammen aus Ankäufen von Antiquitätenhändlern oder wurden von Professor Freud von seinen Reisen mitgebracht. So gut wie alle Möbel konnten nach London auf der Flucht vor dem Terrorregime der 1940-er Jahre in Wien mitgenommen werden, aber ausgerechnet diese wertvolle Sammlung ist zurückgeblieben. Diese winzige Kulturgeschichte in einer Glasvitrine ist der Überrest einer Vertreibung von Menschen. Sicherlich nicht umsonst stimmt es mich traurig, wie grausam Menschen miteinander umgehen können, und dies trotz der Begabung, so kunstvolle Gegenstände zu erschaffen…

Dezember

Es geht weiter mit dem Schreiben: Der Herausgeber des Magazins Neue Keramik hat einen meiner Texte in seine nächste Ausgaben angenommen. Meine Begeisterung für die Arbeit und die Keramikerin Lowri Davis wird mit der Welt geteilt!

Ausserdem ist es gelungen dank der Förderung von Freunden, einige meiner keramischen Arbeiten in der kleinen Boutique in unserer kleinen Stadt auszustellen und zu verkaufen. Zwar haben die Coronawellen die Strassen entleert, die Wirtschaft in entlegene Gebiete verlagert, und mit den massenhaften Rücksendungen von nicht passender bestellter Ware für weitere Müllberge gesorgt. Aber Kunsthandwerker und Künstler bemühen sich weiter, sie sind gefordert, immer neue Wege zu suchen, sich immer weiter zu bilden und immer neue Aufgaben zu übernehmen, und tun es auch.